Warum hat Berlin zwei Zoos? Und einen Tiergarten? [Video]
Jaja, es kann manchmal verwirrend sein. Wir haben einen Funk- und einen Fernsehturm, ein Konzerthaus und eine Philharmonie, Straßen namens Unter den Linden, Unter den Eichen und Unter den Birken. Und einer der häufigsten Straßennamen im Stadtgebiet ist ausgerechnet die Berliner Straße. Zählen wir noch die Berliner Allee und die Berliner Freiheit am Potsdamer Platz mit, haben wir also gleich 10 Straßen nach uns selbst benannt. Da ist es fast schon verständlich, dass mich Touristen regelmäßig fragen, wie sie denn zum Berliner Tor kommen würden. Ich weiß ja doch meist, was gemeint ist, und schicke sie nicht nach Potsdam, Stettin oder Hamburg. Das Brandenburger Tor führt von Berlin nach Brandenburg an der Havel und heißt deswegen so. Nach Berlin führt dagegen das Charlottenburger Tor. Jedoch waren die Charlottenburger ihrerzeit sehr eitel, und benannten ihr Stadttor lieber nach sich selbst. Die Berliner Straßen lagen zum Zeitpunkt ihrer Benennung alle in Dörfern oder Städten außerhalb Berlins und wurden spätestens 1920 mit dem Groß-Berlin-Gesetz eingemeindet. Im Verwirren unserer Gäste sind wir also ganz gut. So ist es auch mit Zoo, Tierpark und Tiergarten. Was hat es damit nun auf sich?
Der erste Tiergarten Berlins wurde im 16. Jahrhundert angelegt. Damals war Berlin noch deutlich kleiner und reichte kaum über das Nikolaiviertel und spätere Fischer- bzw. Museumsinsel hinaus. Westlich des Schlosses, also ungefähr im Gebiet des heutigen Opernpalais‘, wurde der erste Tiergarten als kurfürstliches Jagdgebiet angelegt. Berlin wuchs jedoch kräftig, und so wanderte auch das Jagdrevier weiter nach Westen. Weiteres Stadtwachstum sorgte für eine Verkleinerung des Gebietes. Um den Kurfürsten Friedrich Wilhelm dennoch genug Platz zum Jagen zu lassen, erhielt er einen Teil der damaligen Jungfernheide im heutigen Ortsteil Moabit als Ausgleich. Dieses wird heute Kleiner Tiergarten genannt.
Der Große Tiergarten diente ab der Zeit Friedrichs des Großen nicht mehr der Jagd. Er ließ die Zäune niederreißen und machte den Park öffentlich. Deshalb benannte man 100 Jahre später Berlins ersten als solchen auch geplanten Volkspark nach ihm: Den Friedrichshain. Den Tiergarten ließ er gärtnerisch umgestalten. Fasane sollten für Heiterkeit sorgen, und so wurde am südwestlichen Rande des Tiergarten eine Fasanerie angelegt. Die von der Siegessäule zum Zoo führende Fasanerieallee erinnert heute noch daran. Ein Teil dieser Fasanerie wurde ab 1844 zum Zoologischen Garten, damit der älteste im heutigen Deutschland. Mit rund 20.000 Tieren aus fast 1200 Arten ist er heute der artenreichste Zoo der Welt.
Der Zweite Weltkrieg setzte auch dem Zoo stark zu. Von den damals rund 4000 Tieren überlebten die Luftangriffe keine 100. Doch bereits am 1. Juli 1945 konnte der Zoo wieder öffnen. Nachdem die Stadt 1949 in Ost und West geteilt wurde, war es der Ostberliner Regierung ein Dorn im Auge, dass die Bevölkerung zum Zoobesuch immer in den Westen fuhr, was ja bis zum Mauerbau 1961 problemlos möglich war. Also beschloss man, einen eigenen Zoo anzulegen, nannte diesen jedoch Tierpark. Geeignet schien der Park des Schlosses Friedrichsfelde, im Bezirk Lichtenberg. Durch Spenden aus dem In- und Ausland (sogar aus dem Westen) brachte es auch der Tierpark auf eine beachtliche Artenzahl von bis über 1000. Heute leben noch rund 10000 Tiere aus rund 700 Arten im Tierpark.
Dennoch war auch im Osten klar, dass man trotz aller Bemühungen nicht an die Vielfalt des Westberliner Zoos herankommen wird. Jedoch hatte man einen anderen Vorteil. Der Westberliner Zoo lag durch Eingemeindungen schon lange nicht mehr außerhalb der Stadt, sondern mittendrin. Die Teilung der Stadt hat die Gegend um den Zoo weiter belebt. Somit ist der Zoo heute weitestgehend eingebaut. Lediglich auf der Nordseite des Landwehrkanal gab es eine Erweiterungsmöglichkeit, die in den 1980ern umgesetzt wurde. Der Schlosspark Friedrichsfelde dagegen war riesig, So war der Tierpark bereits bei seiner Eröffnung doppelt so groß wie sein Westberliner Gegenstück. Inzwischen ist er 160 Hektar groß, als sogar fünfmal so groß wie der Zoo. Damit ist der Ostberliner Tierpark der flächenmäßig größte Zoo Europas. Für die Tiere hat das natürlich extreme Vorteile. Die Gehege sind deutlich größer und weitläufiger, noch dazu leben weniger Tiere in ihnen.
Als Gast mag man sich nun fragen, welchen man besuchen soll, wenn der Zeitplan nur einen erlaubt. Preislich liegen beide auf ähnlichem Niveau. Im Tierpark kostet die Tageskarte für Erwachsene 14,50 € und für Kinder 7 €. Im Zoo sind es 16 bzw. 8 €. Außerdem gibt es Kombitickets für Zoo & Aquarium zu 21 €/10,50 € (sobald das Aquarium wieder öffnet).
Unsere Empfehlung: Bei wenig Zeit oder mit kleinen Kindern ist der Zoo die bessere Wahl. Die kompakte Größe erlaubt den Besuch auch für ein paar Vor- oder Nachmittagsstunden. Auch gibt es mit dem Aquarium eine Schlechtwetteralternative (oder auch Ergänzung). Beim Tierpark dagegen sollte man auf die riesige Fläche vorbereitet sein. Es gibt zwar eine kostenlose Bimmelbahn, aber ob man in dem einzigen Zug auch einen Platz bekommt ist Glückssache. Dafür wird man mit schönen Spazierwegen und weitläufigen Gehegen belohnt. Darüber hinaus hat der Tierpark aufgrund seiner vom Zentrum entfernten Lage weniger Besucher als der Zoo, und diese verteilen sich noch dazu besser. Damit gibt es hier also gerade in der Hauptsaison weniger Gedränge.
Wie kommt man hin?
Zoo
Der Zoo liegt direkt am gleichnamigen Bahnhof. Hier fahren die S-Bahnlinien S3, S5, S7 und S9, sowie die U2 und U9. Der Eingang Löwentor liegt gleich auf der anderen Seite des Bahnhofsvorplatzes. An besucherstarken Tagen wie Wochenende oder Ferien bei schönem Wetter kann die Schlange hier aber sehr lang werden. Dann empfiehlt sich der Eingang Elefantentor. Entweder mit dem Bus 100 oder 200 eine Station vorfahren oder laufen. Vom U-Bahnhof Wittenbergplatz der U1, U2 und U3 sind es auch nur 2 Blocks bis hierher.
Tierpark
Den Tierpark erreicht man am einfachsten mit der U5. Diese benötigt vom Hauptbahnhof 24, vom Alexanderplatz 15 und von der Ringbahnstation Frankfurter Allee 7 Minuten. Der Eingang befindet sich unübersehbar vor dem Bahnhof. Mit der S-Bahn kann man auch bis Karlshorst (S3) oder Friedrichsfelde Ost (S5) fahren, und dort in die Straßenbahnlinien M17, 27 oder 37 umsteigen. Diese halten sogar an beiden Parkeingängen.
Zoo und Tierpark haben auch im März 2021 geöffnet. Die Gebäude inkl. Aquarium bleiben geschlossen. Mehr dazu bei Zoo und Tierpark.