2. März 2021

Was unterscheidet S- und U-Bahn?

Von Steffen Lehmann

Berlins Schnellbahnnetz besteht aus zwei Systemen: Der S- und der U-Bahn. Beide haben so einiges gemeinsam, aber auch viele Unterschiede. Manches ist offensichtlich, anderes liegt im Detail. Hier ein kleiner Überblick, ohne zu dabei technisch zu werden.

Und auch wichtig: Alles hier gilt für Berlin! Für nahezu jeden Punkt gibt es Beispiele, die in anderen Städten anders sind.

Gemeinsamkeiten

Tarif: Das Wichtigste zuerst. Eine Fahrt vom Alex zum Zoo kostet gleich viel, egal ob mit der S- oder U-Bahn. Die Tickets werden gegenseitig anerkannt. Ein Umsteigen ist also ohne neues Ticket möglich.

Keine Tickets im Zug: Die Fahrkartenautomaten befinden sich auf dem Bahnsteig, ebenso die Entwerter. Also immer vor Betreten des Zuges nachschauen, dass man ein gültiges Ticket hat!

Takt: Zumindest in der Innenstadt und tagsüber sind die Unterschiede vernachlässigbar und ihr braucht keinen Fahrplan studieren. Einfach zum Bahnsteig, und der nächste Zug kommt in wenigen Minuten. Außerhalb des Ringes kann es aber schon vorkommen, dass die nächste S-Bahn erst in 20 Minuten kommt, während bei der U-Bahn tagsüber mindestens alle 10 Minuten ein Zug fährt.

Betriebszeiten: Sowohl S- als auch U-Bahn fahren von ca. 4:30 am Morgen und bis gegem 0:30 Uhr nachts und am Wochenende durchgehend.

Keine Oberleitungen: Sowohl S- als auch U-Bahn bekommen ihren Strom aus einer neben der Strecke angebrachten Stromschiene mit 750 Volt Gleichstrom.

Spurweite: Beide nutzen die von der deutschen Eisenbahn bekannte Normalspurweite.

Unabhängig von anderen Verkehrsmitteln: Auf U-Bahn-Gleisen fährt nur die U-Bahn, auf S-Bahn-Gleisen nur die S-Bahn. Straßenbahnen, Güter- oder Fernzüge fahren wenn dann neben, aber nie auf den S- oder U-Bahn-Gleisen. Es gibt nur am Bahnhof Wuhletal ein Verbindungsgleis zwischen beiden Systemen, auf dem z.B. neue U-Bahnzüge nach Berlin gebracht werden können. Auf anderen als ihren eigenen Gleisen müssen sowohl S- als auch U-Bahn-Züge mangels Stromschiene aber gezogen oder geschoben werden. Umgekehrt gibt es am Bahnhof Karow eine Ausnahme: Die Züge der RB27 der Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) halten und wenden hier alle 30 Minuten an einem der S-Bahnsteige. Möglich ist dies, da die NEB hier Dieselzüge einsetzt.

Barrierefreiheit: Inzwischen sind die meisten, aber leider noch nicht alle Bahnhöfe ohne Stufen erreichbar. Ältere Züge haben manchmal noch einen kleinen Höhenunterschied zum Bahnsteig, hierfür gibt es aber an allen Bahnhöfen Überbrückungsbleche. Daher empfiehlt es sich für Rollstuhlfahrer*innen, immer vorn einzusteigen, um sich beim Fahrpersonal bemerkbar zu machen.

Unterschiede

Die Farbe: Ja, das sollte wirklich zuerst auffallen- U-Bahnen sind knallgelb, während S-Bahnen in rot/ocker gehalten sind.

U-Bahn unten, S-Bahn oben? So einfach ist es leider nicht. Aber: Jede U-Bahn-Linie fährt zumindest teilweise unterirdisch, während jede S-Bahn-Linie zumindest teilweise bei Tageslicht fährt. Allerdings haben beide auch längere aufgeständerte als auch Tunnel-Abschnitte.

Fahrzeugbreite und -Länge: Die Fahrzeuge der U1-U4 sind 2,30 m breit, die der anderen U-Bahnen 30 cm breiter. S-Bahnen bringen es aber auf über 3m Breite. Daher gibt es bei der U-Bahn auch meist Längsbänke, während es in allen S-Bahnen Quersitze in 4er-Abteilen und Mittelgänge gibt. Da S-Bahnhöfe 50 Meter länger als U-Bahnhöfe mit ihren rund 110 m sind, können bei der S-Bahn auch längere Züge als bei der U-Bahn fahren. Daher kann ein einzelner Zug der S-Bahn fast doppelt so viele Fahrgäste aufnehmen wie eine U-Bahn.

Betreiber: Die U-Bahn gehört zur BVG, und damit dem Land Berlin, während die S-Bahn von der Deutschen Bahn betrieben wird, und damit in Bundeshand ist. Dies kann ein Vorteil sein, denn bei Streiks fällt so nur eines von beiden Netzen aus…

Haltestellenabstand: In der Regel liegen zwei Bahnhöfe der S-Bahn weiter auseinander als bei der U-Bahn. Zwischen Alex und Zoo liegen 5 weitere S- aber 12 U-Bahnhöfe…

Linienführung: Bei der U-Bahn ist Strecke=Linie. Auf Gleisen der U7 fährt die U7 und nur die U7. Seit 2018 gibt es jedoch eine Ausnahme: Die U1 und U3 überlappen sich auf ihren östlichen Abschnitten. Bei der S-Bahn ist es jedoch auf allen Innenstadtstrecken und dem Ring die Regel, dass eine Strecke von mehreren Linien bedient wird. Daher spielen bei der S-Bahn die Liniennummern nur eine untergeordnete Rolle. Man fährt mit/auf der Ringbahn, egal, ob das nun die S41, S42 oder S45 ist.

Linienziel: Keine U-Bahn fährt weiter als bis zur Stadtgrenze. Die Endstationen der S-Bahn-Linien liegen dagegen bei den meisten Linien im Land Brandenburg, z.B. in Potsdam oder Oranienburg.

Bahnübergänge: Die U-Bahn fährt komplett unabhängig vom restlichen Verkehr, während es bei der S-Bahn auf den Außenstrecken gelegentlich beschrankte Bahnübergänge gibt. Teilweise sind diese Fußgängern vorbehalten.

Höchstgeschwindigkeit: Die S-Bahn darf maximal 100, die U-Bahn 80 fahren.

Ringbahn: Nur bei der S-Bahn kann man stundenlang im Kreis fahren.

Nachtverkehr: Die U-Bahn wird in Wochentagsnächten durch Nachtbusse auf fast gleicher Strecke ersetzt, bei der S-Bahn gibt es so etwas nicht.

Eingleisige Abschnitte: Die U-Bahn ist komplett zweigleisig ausgebaut, während es bei der S-Bahn insbesondere in Tegel und im Süden auch eingleisige Abschnitte gibt, weshalb hier nur alle 20 Minuten gefahren werden kann.

Position der Stromschiene: Die Spannung ist gleich, aber der Abstand vom Boden und der Gleismitte nicht. Daher könnten U-Bahnen nur nach Umbau auf S-Bahngleisen fahren.

Zulassung: Die U-Bahn ist fährt nach BOStrab, die S-Bahn nach EBO. Fragt Google für die Details 😉 .