2. März 2021

Hat Berlin noch ein drittes Schnellbahnsystem?

Von Steffen Lehmann

Neben der S- und U-Bahn wird oft vergessen, dass es in Berlin noch ein drittes Schnellbahnnetz gibt: Den Regionalverkehr. Er kann mit einem normalem Berliner Nahverkehrsticket genutzt werden, solange die Zone stimmt, also im Stadtgebiet Berlin AB, im nahen Umland C. Regionalzüge fahren allerdings wie der Name schon verrät deutlich weiter als die S- oder U-Bahn, so bringen einen der RE3 und RE5 bis zur Küste. Da benötigt man dann natürlich auch ein anderes Ticket. Im Stadtgebiet jedoch kann man sie als so etwas wie eine Express-S-Bahn ansehen, die nur an größeren Bahnhöfen hält. Bis auf zwei (Staaken und Albrechtshof, beide in Spandau) sind nämlich alle Bahnhöfe des Regionalverkehrs im Stadtgebiet auch S-Bahnhöfe, und gerade auf längeren Strecken macht sich der Unterschied bemerkbar. So braucht der RE2 vom Ostkreuz nach Spandau bei 4 Zwischenhalten 29 Minuten, die S3 dagegen benötigt 44 Minuten, hält allerdings auch 18 mal.

Ein (umgeleiteter) RE2 der Ostdeutschen Eisenbahn (ODEG) am Bahnhof Gesundbrunnen

Etwas komplizierter ist es anzugeben, welche Linie wo hält. Während die S-Bahn an jedem Bahnhof entlang ihrer Strecke auch hält, lassen Regionalzüge gern einzelne Bahnhöfe aus, obwohl es für sie einen Bahnsteig gibt. Ein Grund dafür ist, dass sich der Regionalverkehr die Gleise mit der Fernbahn teilt, und daher die Fahrpläne abgestimmt werden müssen. So hält z.B. der RE2 weder am Ostbahnhof noch in Charlottenburg, der FEX fährt in Schöneweide ohne Halt durch. Außerhalb der Stadt gibt es zumindest eine Faustregel: Die RegionalBahn hält auch an kleineren Bahnhöfen, der RegionalExpress nur an den größeren. Teilweise variiert dies aber von Zug zu Zug: So hält nur jeder zweite RE1 an allen Untwegsbahnhöfen. Dieser fährt jedoch alle 30 Minuten, und so werden auch die kleineren Bahnhöfe stündlich bedient.

Ein FEX am Ostkreuz

Ein Regionalzug ohne Nummer ist der Flughafen-Express FEX. Er fährt vom Hauptbahnhof via Gesundbrunnen und Ostkreuz zum Flughafen in 31 Minuten. Als AirportExpress bezeichnet die Bahn darüber hinaus ihre Linien RE7 und RB14, die den Flughafen ebenfalls ansteuern, aber statt über Gesundbrunnen an der Friedrichstraße und dem Alexanderplatz halt machen. Diese Linien fahren anschließend aber noch weiter bzw. setzen schon außerhalb Berlins ein, während der FEX ausschließlich die Strecke Hauptbahnhof-Flughafen bedient.

Ein Zug der S7 sowie eine RB25 der Niederbarnimer Eisenbahn am Bahnhof Ahrensfelde

Und dann gibt es noch einen IC, der mit Nahverkehrstickets genutzt werden kann. Es handelt sich um den Intercity-Fernzug von Rostock nach Dresden. Zwischen Berlin und Elsterwerda, das heißt also auch auf dem Abschnitt vom Hauptbahnhof zum Flughafen, kann dieser mit einem Nahverkehrsticket genutzt werden. Die Fahrt zum Flughafen kostet mit diesem Fernzug also genauso viel wie mit der S- oder Regionalbahn. Der Zug fährt alle 2 Stunden und wird bei der Bahn auch als sowohl als IC17 als auch als RE17 geführt. Viele Apps zeigen diese Verbindung nicht an, oder wie Öffi und Google Maps nur als Fernzug. Moovit zeigt den Zug korrekt.

Regionalzüge haben Bordtoiletten.

Und manchmal kann einfahrender Regionalzug noch aus einem anderen Grund die Rettung sein: Es gibt immer Toiletten an Bord. Aufgrund der langen Strecken ist ein Regio auch schonmal 5 Stunden am Stück unterwegs, was ohne Gästetoiletten nicht machbar wäre.

Das bringt uns noch schnell zu den Zügen: Auf den RegionalExpress-Linien fahren meistens Doppelstock-Züge (Ausnahme: der dieselbetriebene RE6), während auf den meisten RB-Linien Eindecker zum Einsatz kommen (die RB14 zum Flughafen fährt allerdings mit Doppelstockzügen)

Einen weiteren Unterschied gibt es noch: Während alle U-Bahnen von der BVG und alle S-Bahnen von der Deutschen Bahn betrieben werden, gibt es im Regionetz unterschiedliche Anbieter. Neben der Deutschen Bahn sind auch die ODEG (Ostdeutsche Eisenbahn) und die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) hier unterwegs.