9. Februar 2018

Welche Logik steckt hinter den Liniennummern bei S- und U-Bahn?

Von Steffen Lehmann

Die schiere Anzahl an S- und U-Bahnlinien, Straßenbahnen, Bussen und Fähren kann auswärtige wie einheimische Schnell überfordern. Doch folgt ihre Nummerierung durchaus einer gewissen Logik. Wenn man diese versteht, kann man sich besser orientieren, und vielleicht sogar doch noch pünktlich ans Ziel kommen, selbst wenn einem die eigentlich gewünschte Linie mal wieder vor der Nase weggefahren ist. 

U-Bahn

Recht einfach ist es bei der U-Bahn. Die 9 Linien haben einstellige Nummern von 1 bis 9. Um Verwechslungen mit anderen Linien, insbesondere der S-Bahn, auszuschließen, ist das „U“ jedoch fester Bestandteil der Liniennummer. Es handelt sich also um die U-Bahnlinie „U1“ und nicht die „Linie 1“. 

Zweistellige Liniennummern kommen bei der U-Bahn gegenwärtig nicht vor. Es ist immer mal wieder der Bau einer U10 im Gespräch, jedoch gibt es dazu derzeit (2020) keine konkreten Pläne. Jahrzehntealte Vorleistungen sind jedoch bis heute vorhanden.

Es gab jedoch mehrmals eine U12. Diese wurde immer dann nötig, wenn die Linien U1 und U2 aufgrund von Bauarbeiten nicht auf ihrer regulären Strecke fahren konnten.  Die U1 schwenkte dabei aus Kreuzberg kommend am Wittenbergplatz auf die Strecke der U2 nach Ruhleben. Man hat einfach beide Ziffern aneinandergereiht und fertig war die „U12“. Ebenfalls fuhr die U12 bis zur Einführung des regulären Wochenend-Nachtverkehrs bei der U-Bahn als eine von zwei Nachtlinien (neben der U9).

Auch eine U15 gab es lange Zeit. Diese entsprach der heutigen U1. In der Nebenverkehrszeit jedoch auf den kurzen Abschnitt vom Wittenbergplatz zur Uhlandstraße verkürzt. Die U1 fuhr zu dieser Zeit nach Krumme Lanke. Das Linienkonzept von Kreuzberg in den Südwesten wurde mehrmals angepasst. Die damalige Strecke der U1 befährt heute die U3. 

Die U15 war also eine Zweig- bzw. Verstärkerlinie der U1. Ähnliches galt bis Sommer 2020 für die U5. Diese wurde vom Alexanderplatz zum Hauptbahnhof verlängert. Jedoch hat man die Verlängerung nicht am Alexanderplatz begonnen, sondern prestigeträchtig auf dem Abschnitt vom Hauptbahnhof zum Brandenburger Tour unter dem Regierungsviertel hindurch. Dieser Abschnitt sollte zur Fußball-WM 2006 fertig sein, Eröffnet wurde letztenendes 2009. Da dieser Abschnitt bis 2020 aber nicht mit der restlichen U5 verbunden war und entschied sich auch hier für das Anhängen einer weiteren „5“, die U55 war geboren. Ende 2020 wurde die Lücke zwischen U5 und U55 geschlossen, sodass die Linie durchgehend fährt und die Liniennummer von den Netzplänen verschwand und das Netz wieder aus neun einstelligen Liniennummern besteht.

S-Bahn

Bei der S-Bahn verhält es sich ähnlich wie bei der U-Bahn: Liniennummern von 1 bis 9, zur Unterscheidung von der U-Bahn mit vorangestelltem „S“. 
Überlappungen und Verzweigungen kommen bei der S-Bahn aber viel häufiger vor als bei der U-Bahn. Das Prinzip ist aber das gleiche: Eine Verstärker- bzw. Zweiglinie bekommt eine „5“ angehängt. Es gibt also eine S2 und S25, eine S7 und S75, die sich jeweils den Hauptteil der Strecke überschneiden, sich außerhalb des Zentrums aber aufteilen oder die Verstärkerlinie früher endet. Teilweise gibt bzw. gab es mehrere diese Zweiglinien, der Liniennummer wird dann eine „6“ oder „7“ angehängt. 

Eine Ausnahme ist dabei die Berliner Ringbahn, eigentlich die Linie S4. Jedoch hat hier jede Fahrtrichtung eine eigene Nummer. Da es sich aber um keine Abzweigung handelt, hängt man der Linienbezeichnung eine „1“ bzw. „2“ – für im bzw. gegen den Uhrzeigersinn. Berliner benennen die Ringbahn allerdings nur äußert selten mit ihrer Nummer sondern nennen sie beim Namen: Ringbahn. Das liegt aber nicht nur daran, das „S41/42“ etwas kompliziert auszusprechen ist, sondern hat ganz praktische Gründe. Rund drei Viertel des S-Bahnringes werden auch von anderen Linien befahren. Im Westen und Süden sind das die S45, S46 und S47, die alle den Ring in Neukölln verlassen und unterschiedliche Ziele im Südosten ansteuern.

Wer also nur wenige Stationen auf dem südlichen Ring unterwegs ist, also zwischen Westend und Neukölln, für den hat die Liniennummer keine wirkliche Bedeutung. Im schlimmsten Fall endet der Zug eine Station vor dem Ziel, aber nur wenige Minuten später folgt ein anderer in gleicher Richtung. „Falsch abbiegen“ kann man man auf diesem Abschnitt nicht, es gibt keine Verzweigungen.

Im Osten verhält es sich ähnlich: Hier fahren zwischen Treptower Park und Schönhauser Allee auch die S8 und ihre Verstärkerlinie S85 auf der Ringbahnstrecke. Die S85 überlappt die S8 komplett, es gibt derzeit keine Verzweigung. Sie endet jedoch in beiden Fahrtrichtungen einige Stationen früher. Eine S86 als zweite Verstärkerlinie mit Verzweigung gab es bis vor wenigen Jahren. Derzeit ist die Nummer nicht in Verwendung.

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